Heinz Ohff – KunstStück - 1986

Vorwort

Rosemary Jarman und Jürgen Reichert waren beide Schüler Hann Triers an der Berliner HdK. Obwohl sie ihr Werk nicht aufeinander abgestimmt haben, ergänzt es ich, als sei das eine die Kehrseite der Medaille des jeweils anderen. Rosemary Jarman geht vom Farbquadrat aus, das sich bei ihr nicht selten bis zur Rauminstallation weitet. Sie bezieht die bei ihr regelmäßig in gleicher Form wiederkehrende geometrische Form fast immer direkt auf die umgebende Räumlichkeit, wobei das anscheinend geometrische Element bei näherem Zusehen sich als handschriftlich enthüllt. Rosemary Jarman betreibt eine Geometrie ohne Lineal. Sie malt Raumaufteilung, Raumgefühl, Dreidimensionalität.

Jürgen Reichert geht dagegen von der Gestik aus, jener Handschriftlichkeit, die Rosemary Jarman so verhalten durchscheinen läßt. Aber umgekehrt durchbricht er den freien Duktus durch widersprechende Formen und - oft eincollagierte - Formsubstanz. Alles, was er malt und klebt, wird zu einem Protest gegen - falsche - Harmonie. Schrille Klänge stehen neben überraschenden Oasen der Kontemplation.

Durchbrochene Geometrie, die ins Stereometrische drängt, durchbrochene Harmonie, die einen Rückweg sucht in eben diese Harmonie : in den Arbeiten beider Künstler äußert sich ein gebrochenes Verhältnis zu Malerei und Umwelt, das neue und aktuelle Beziehungen zu beiden Phänomenen sucht und findet.

Heinz Ohff

Zuletzt aktualisiert am 16.10.2015 von Jürgen Reichert.

Zurück